Wenn es in unseren Seminaren um Fitness
des Reiters geht, machen wir einen Test, dessen Grundlage das Prinzip
isometrischer Übungen ist:
Ein Mensch stellt sich in die Mitte und
3 oder 4 andere Kursteilnehmer stellen sich drum rum und tun so, als
wären sie freche junge Pferde auf der Weide, die den Menschen, der
zu Besuch kommt, von allen Seiten abwechseln anstoßen, als würden
sie um ein Leckerli betteln.
Der Mensch in der Mitte soll nicht
zurück stoßen und er darf nicht ins schwanken kommen sondern soll
stabil wie ein Baum da stehen.
Angelehnt an diese Situation lernen wir
eine gesunde zentrierte Körperhaltung einzunehmen, denn das ist die
einzige Möglichkeit, wirklich stabil stehen zu bleiben. Diese Körperhaltung zeichnet sich aus
durch leicht gebeugte „weiche“ Gelenke und einen schulterbreiten
Stand.
Die Muskeln des Körpers werden nicht
verkrampft sondern bleiben locker. Die Stabilität des Körpers
entwickelt sich ausschließlich aus unserer Körpermitte im
Unterbauch vor allem durch tiefe und bewußte Ausatmung.
Diese zentrierte Körperhaltung
brauchen wir auch auf dem Pferd. Die besten Erklärungen dazu liefert
Sally Swift in ihrem Buch „Reiten aus der Körpermitte“ (Band 1)
Das schwierige ist: Diese Stabilität
brauchen wir auf dem Pferd nicht nur im Stand sondern in der
Bewegung.
Man stelle sich vor, die stoßenden
Pferde auf der Weide werden auf dem Pferd ersetzt durch die stoßenden
Beinbewegungen des Pferdes, die uns auf dem Rücken des Pferdes aus
dem Gleichgewicht bringen wollen.
Wenn wir auf dem Pferd sitzen, können
wir mit dem Pferd zu einer Bewegungseinheit werden, wenn die
Körpermitte des Pferdes und unsere eigene Mitte so nah wie möglich
beieinander liegen und sich nie voneinander entfernen.
Jede auch noch so kraftvolle und
energiegeladene Vorwärts- rückwärts- seitwärts- Bewegung des
Pferdes müssen wir begleiten ohne dabei unseren Schwerpunkt in der
Körpermitte über der Körpermitte des Pferdes zu verlieren.
Hierfür müssen die Haltemuskeln unseres Körpers sehr kräftig
sein.
ACHTUNG!
Nur kräftige Muskeln können unter dieser Einwirkung äußerer Energie gesund arbeiten.
Schwache Muskeln fallen in eine
krampfhafte Daueranspannung und behindern massiv die Beweglichkeit
unseres Körpers und wir kommen aus dem Gleichgewicht. Dieses ist meiner Erfahrung nach einer der häufigsten Gründe, warum es Menschen schwer fällt, gut reiten zu lernen.
Mit Übungselementen aus dem Tai chi
üben wir konzentriert die Bewegungen des Körpers in alle Richtungen
ohne dabei unsere zentrierte Haltung aufzugeben. Hierdurch trainieren
wir genau die Muskeln, die wir auf dem Pferd benötigen.
(Bild: PHYSIO-RIDING Seminar Tai Chi & Qigong für Reiter, Januar 2013)
Ein Reiter braucht kein Tai Chi in
Vollendung zu studieren, um eine Verbesserung der Reiterei zu
erleben, es reichen ausgesuchte Übungen, die den Sitzbewegungen des
Reiters auf dem Pferd am ähnlichsten sind.
Investiert der Reiter täglich nur ca
15 – 30 Minuten spürt er schon nach wenigen Tagen die ersten
Verbesserungen und nach einigen Wochen haben sich Sitz und Einwirkung
deutlich verändert.
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